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Modellwelten I (2001/2002)

Die Völkerschlacht bei Leipzig

Im ersten Beitrag geht es um einen Ausschnitt aus dem Schlachtgeschehen des 16. Oktober 1813: Dem Gefecht bei Wachau. Und es geht um den Freundeskreis Napoleonische Geschichte.

Neun Freunde aus Nordrhein-Westfalen arbeiten an einem Großdiorama im Maßstab 1/72 das die Kampfhandlungen auf diesem Gelände darstellt. Drei Ortschaft sind am Ende in Ausschnitten zu sehen: Markkleeberg, Cröbern und Crostewitz, sowie die komplette Schäferei Auenhain. Dieser Ausschnitt wurde gewählt, da Truppen aller Nationalitäten hier in entscheidende Kämpfe verwickelt waren.

Das fertige Diorama steht heute im Torhaus Markkleeberg und besteht aus 20 Teilstücken à 1 x 1 Meter. 2001 wurden die ersten acht auf der DUZI in Wesel präsentiert.

Der Film zeigt den Aufbau auf der Messe, vom leeren Tisch bis zum Einstreuen der Figuren und dem Montieren des gemalten Hintergrundes. Eingeflochten sind Beobachtungen über die Arbeitsweise der Dioramenbauer.

Der Langbogenbau

Mit dem Beginn des Hundertjährigen Krieges (1337 - 1453) rückte eine Waffe in das Bewußtsein des kontinentalen Europas, welche bis dahin kaum Beachtung gefunden hatte. Der Siegeszug des englischen Langbogens begann.

Die Normannen hatten diese Bögen schon 1067 bei den ersten Auseinandersetzungen mit den Walisern kennengelernt. Da aber die feudale Oberschicht diese Waffe als hinterhältig ansahen, fand er zunächst keine große Beachtung. Auch während der Kreuzzüge wurden die englische Könige Richard I. (Löwenherz) und auch Edward I. mit den wirksamen Bögen der Sazarenen konfronitert, aber es dauerte bis zum Jahr 1280 bis eben jener König Edward I. ein erstes eigenes Bogenschützenkorps aufstellte, in dem viele Waliser dienten. Er hatte gemerkt, das diese Waffe der Armbrust überlegen war.

Mit Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen um die Französische Krone ab 1337 trat der Langbogen den Weg zum Höhepunkt seines Ruhmes an. Die Schlachten von Crécy 1346, Portiers 1356 und Agincourt 1415 wurden von den englischen Bogenschützen entschieden. Geübte Bogenschützen konnten fünf Pfeile in der Minuten abfeuern. Das gesamte Bogenkorps Edwards III. konnte 144 000 Pfeile in vier Minuten abschießen. So wurden diese Männer zum Schrecken der stolzen schwergepanzerten Ritter, die in diesem Pfeilhagel zu Tausenden fielen.

Nach den ersten englischen Siegen in Frankreich, mußte man England als europäische Großmacht ansehen und dies vor allem wegen seiner Bogenschützen aus dem einfachen Volk.

Wie ein Bogenmacher gearbeitet hat, kann man im zweiten Film von "Modellwelten" sehen, aber es werden auch Figuren vorgestellt, die Sammlern und Dioramenbauern im Maßstab 1:72 zur Verfügung stehen, um die Geschichte des Mittelalters darzustellen.

Aus dieser 15-minütigen Version wurde am Ende mit einigen Ergänzungen die DVD Langbogenbau.

La Belle Alliance

steht auf historischem Boden. Es ist der Name eines kleinen Gasthauses in Belgien bei dem sich am 18. Juni 1815 die Mitte der französischen Front befand, also am Tag der Schlacht von Waterloo.

La Belle Alliance ist aber auch ein Porcelin - Modell. Das ist eine gipsähnliche Gießkeramik aus der man zum Beispiel historische Gebäude im Maßstab 1/72 machen kann, die für viele Dioramenbauer interessant waren. 2001 gab es kaum andere Gebäude in diesem Maßstab.

Der Film beginnt in der Werkstatt von Kai Fuhrmann, dem Figurenhändler aus Wilhelmshaven. Er zeigt uns, wie der Bausatz des kleinen Gasthauses entsteht. Im Anschluß baut er damit ein kleines Diorama. Es dient dazu Tips für den Zusammenbau und die Bemalung des Gebäudes zu geben, aber auch für die Landschaftsgestaltung und das Einsetzen der Figuren.

Zeitlupe

1872 machte der englische Fotograf Eadweard Muybridge zum ersten Mal Serienaufnahmen, die einen Vorgang sichtbar machten, der für das menschliche Auge bis dahin nicht faßbar war: Die Bewegungen eines Pferdes im Galopp. Die Aufnahmen entstanden in Kalifornien beim Rennstall von Leland Stanford.

Muybridge baute 12 - 14 Fotoapparate auf, deren Auslöser mit einem Faden verbunden war, den er quer über die Rennbahn spannte. Die galoppierenden Pferde lösten die Apparate so im Vorbeilaufen selbst aus.

Diese Fotoserie löste den alten Streit, ob Pferde in einer bestimmten Bewegungsphase mit keinem ihrer vier Beine den Boden berühren. Dies ist der Fall und Muybridge war der erste der es zeigen und so beweisen konnte.

1880 fertigte er dann Zeichnungen von den einzelnen Phasen an und befestigte diese auf einer drehbaren Glasscheibe. Davor befand sich eine zweite Scheibe, die schmale Schlitze hatte. Diese rotierte entgegengesetzt und unterbrach die Bilderfolge regelmäßig. Mit einer Lampe gelang es Muylbridge die Bewegungen der Pferde auf eine Leinwand zu projizieren.

Anders als 1872 stehen uns heute Filmkameras zur Verfügung, mit denen man relativ leicht Zeitlupen machen kann und die sieht man im letzten Beitrag von Modellwelten I. Und auch wenn es kein Geheimnis mehr ist, daß Pferde den Bruchteil einer Sekunde wirklich schweben, so sind Zeitlupen der Tiere immer noch interessant. Für Modellbauer gibt es in der Kombination dieser Zeitlupen mit elektronischer Tricktechnik die Möglichkeit noch etwas ganz anderes zu entdecken.

Wenn man nämlich einzelne Bewegungsphasen der Tiere mit den Darstellungen in Kunststoff vergleicht, stellt man fest, das sehr viele dieser Modelle nichts mit der Realität zu tun haben. Die Pferde in den Packungen von Revell, Italeri, HaT und Co. sind teilweise völlig abstrus. Und auch wenn jemandem das nicht so wichtig ist: Es bleibt die Faszination im Film zu sehen, was dem Menschen normalerweise verborgen bleibt.

Einen Review finden Sie unter Plastic Soldier Review.